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Richard Heinberg: Öl-Ende: „The Party’s Over“ – Die Zukunft der industrialisierten Welt ohne Öl

Wann es auf dieser Welt für unsere Gesellschaften nicht mehr genügend Erdöl gibt, diese Frage lässt sich mitnichten eindeutig beantworten. Die „International Energy Agency, Paris“ war diesbezüglich mal ziemlich pessimistisch und rechnete schon für das Jahr 2015 mit massiven Versorgungsproblemen.

Unabhängige Geologen gehen davon aus, dass sich die Ölförderungen ab 2026 verknappen könnten, und die US-Regierung setzt ganz selbstbewusst auf ihre Fracking-Industrie und frohlockt mit einem Zeitraum von mehr als 5.000 Jahren. Gemäß den Recherchen von Richard Heinberg fällt der Höhepunkt der Ölförderung irgendwo in das Zeitfenster 2008 bis 2012.

In den letzten 100 Jahren ist der Ölverbrauch weltweit jedes Jahr durchschnittlich um zwei Prozent gestiegen. Diese Zunahme der Ölnachfrage scheint auch in den vor uns liegenden Jahrzehnten realistisch zu sein, was bedeutet, dass die Schere zwischen Angebot und Nachfrage unwiderruflich immer weiter auseinander klaffen wird.

Die Art und Weise, wie zuverlässig sich eine Gesellschaft auch in Zukunft mit Energie versorgen kann, ist für ihre Entwicklung ein ganz entscheidender Faktor. Der Aufstieg der Supermächte, im 19. Jahrhundert war dies Großbritannien gefolgt von den USA im 20. Jahrhundert, war eng an deren Zugriff auf billige Energie gekoppelt.

Die Niedergänge von Hochkulturen wie das Römische Reich oder die Harappa-Kultur (Indus-Region, 2800 – 1800 v. Chr.) hatten viel damit zu tun, dass es ihnen an verfügbarer Energie mangelte. Genau darauf legt Richard Heinberg mit seinem historischen Abriss über das Thema „Energienutzung“ einen besonderen Fokus.

Allein, dieses schmerzhafte Thema wird von unserer Gesellschaft geradezu tabuisiert. Unabhängige Forscher, die uns einleuchtend vorrechnen, wie lange uns unsere Ölvorräte noch reichen werden, werden oft genug der Schwarzmalerei oder gar der Wichtigtuerei bezichtigt. Aber wie dem auch sei, das „Erdölzeitalter“ geht unwiderruflich seinem Ende entgegen. Was uns darüber hinaus klar sein sollte: Eine noch massivere Förderung der regenerativen Energien wird den immer weiter zunehmenden Energiehunger des sich total industrialisierenden Erdballs nicht decken.

Das Versiegen der Ölquellen hätte beträchtliche Auswirkungen. Da wäre zum Beispiel unsere hochgradige Mobilität, die insbesondere die US-Amerikaner in ihren Bann gezogen hat. Die angestrebte Welt ohne Hunger könnte niemals nur annähernd erreicht werden, da nahezu alle handelsüblichen Düngemittel auf Basis der Petrochemie hergestellt werden.

Und die Ölkrisen, die wir ja schon erleben durften, haben uns die Rezession vor Augen geführt, die stark ansteigende Energiepreise gerade für die Finanzmärkte mit sich bringen. George Bush ist nur einer der prominenten Männer des „Big Oil“, die Bescheid wissen über den geopolitischen Kampf ums Öl, der uns allen bevorsteht.

Der Buchautor plädiert für einen schrittweisen Übergang hin zu einer bewusst vernetzten und Ressourcen schonenden Bereitstellung aller Energieformen, die uns zur Verfügung stehen. Damit einhergehen muss unbedingt ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum, auf das sich sowohl die Industrieländer als auch die Gesellschaften der sogenannten „Emerging Markets“ einlassen müssten.

Wenn wir es nicht schaffen, genau dafür einvernehmlich politische Lösungen zu finden, steht uns sehr wahrscheinlich eine lange Phase kriegerischer Auseinandersetzungen bevor, die uns alle weit zurückwerfen wird. Andererseits haben wir jetzt die Chance, dass bald alle Völker auf einem ähnlichen Wohlstandsniveau leben können.

Auf Basis gesicherter Fakten bietet Heinberg in seinem Buch spannende und gut nachvollziehbare Informationen zum Ende des Erdölzeitalters. Diese Buchausgabe enthält wertvolle Ergänzungen von Experten der Ludwig-Bölkow-Systemforschung mit Blick auf die Entwicklung des Energieverbrauchs in Deutschland, unserer Abhängigkeit vom Erdöl und die Möglichkeiten, Erdöl zu ersetzen.

Der Autor

Richard Heinberg ist Sachbuchautor, Journalist und Musiker und hat schon vier Bücher über Energiewirtschaft und kulturellen Wandel publiziert, darunter „Cloning the Buddha: The Moral Impact of Biotechnology“. Heinberg hat mehrere Auszeichnungen erhalten. Er doziert am „Santa Rosa College“ in Kalifornien über Ökologie, Kultur und nachhaltige Kommunen.