Nach allen Regeln der Kunst wird in unserem westlichen Wirtschaftssystem gelogen und betrogen. Jeder folgt nur noch der Devise: Nimm, was du kriegen kannst, und behalte, was du geben solltest.
Günter Ogger tut recht daran, sich darüber in immer anderen Facetten aufzuregen, so schrieb er zum Beispiel auch die Bestseller „Nieten in Nadelstreifen“, „Der Börsenschwindel“ oder „Das Kartell der Kassierer“, worin er den Lug und Trug in Politik und Wirtschaft wieder und wieder aufs Korn nimmt. Mit seinem Buch „Die Ego-AG“ räumt er schonungslos auf mit Korruption und Machtmissbrauch, wobei er wertvolle Tipps dazu gibt, wie sich jeder gegen die allgegenwärtigen Betrügereien wehren kann.
Wenn beispielsweise die Deutsche Telekom an ihre vielen Tausend Kunden fehlerhafte Rechnungen versendet, wobei der Fehler zugunsten des Unternehmens ausfällt, handelt es sich selbstverständlich nur um ein Versehen. Wenn die Euro-Umstellung zu nicht nachvollziehbaren Preisen führt, dann kann es sich dabei doch nur um einzelne „schwarze Schafe“ handeln. Wenn Vorstandsvorsitzende von Konzernen ihre unvorstellbaren Gehälter gleich um zweistellige Millionenbeträge aufbessern, während sie ihre Mitarbeiter zur Betriebskonsolidierung entlassen, ist das eine notwendige Anpassung der wettbewerbsfähigen Vergütungsstruktur.
Die Meldungen in den Medien über undurchsichtige Schmiergeldzahlungen, den undurchdringlichen Spendensumpf, Bilanzfälschungen, Machtmissbrauch und Mobbing reißen nicht ab. Deutschland ist längst zur Bananenrepublik verkommen. Es fängt schon im Kleinen an den Ladenkassen an, wenn der Barcode einen höheren Preis verwendet als am Supermarktregal angezeigt wurde, und geht bei der Hausbank weiter, wo den Sparern mit vermeintlich renditestarken Kapitalanlagen das Fell über die Ohren gezogen wird.
Günter Ogger führt uns unsere gnadenlose Ellenbogengesellschaft der Egoisten so richtig vor Augen. Dabei macht er als eine wesentliche Ursache den beispiellosen Börsenboom in den 1990er-Jahren aus, der in einem direkten Zusammenhang mit dem Turbokapitalismus der Globalisierung stand, in den nun auch Russland einbezogen wurde. Doch im März 2000 kam der Crash, ausgelöst insbesondere durch die Technologiewerte, die eine Blasenbildung vollzogen hatten.
Der Autor versäumt es nicht, auf die fatalen wirtschaftlichen Konsequenzen durch zerstörtes Vertrauen in den Geschäftspartner hinzuweisen. Abschließend stellt Günter Ogger fast provozierend die Frage, was wohl geschehen würde, wenn alle Bürger einfach den Spieß umdrehen würden und sich selbst so wie die vielen verlogenen und betrügenden Unternehmer verhalten würden. Jede Form von Werbung würde da ad absurdum geführt.
Der Stoff ist glänzend recherchiert und kurzweilig geschrieben. Viele gut passende Beispiele aus den Nachrichten tragen zu dieser entlarvenden Bestandsaufnahme zum Wirtschaftsgebaren in Deutschland überzeugende Argumente bei. Wer die perfiden Methoden und Machenschaften kennt, hat zumindest eine kleine Chance, ihnen manchmal zu entkommen.
Der Autor
Günter Ogger wurde 1941 geboren und gehört der Riege der bekanntesten deutschen Wirtschaftsjournalisten an. Viele Jahre war er Redakteur beim Wirtschaftsmagazin „Capital“. Die Ego-AG erreichte eine Auflage von mehr als 1,2 Millionen Exemplaren. Auf seine anderen bemerkenswerten Werke wurden bereits oben im Einführungstext hingewiesen.