Wolfgang Schäuble: SCHEITERT DER WESTEN?

Das Buch erschien im Jahr 2003. Innerhalb der westlichen Staatengemeinschaft kriselt es mächtig, das zeigte auch die politische Krise rund um den Irak-Krieg.

Beim Verhältnis zwischen der EU und der NATO ist es schon lange offenkundig, aber auch unter den europäischen Staaten dünnt der politische Konsens immer weiter aus. Das 21. Jahrhundert ruft hörbar nach einer neuen Weltordnung, aber wie könnte eine solche aussehen?

Kein Geringerer als Wolfgang Schäuble hat sich daran gemacht, die Lage Europas und vor allem Deutschlands in der Welt zu analysieren, und damit ist gewiss nicht nur der Blick auf die Geografie gemeint. Die Traditionen und Wertvorstellungen der westlichen Nationen scheinen auf dem Prüfstand zu stehen.

Wichtig wäre jetzt ein politisches Leitbild, das zugleich eine große visionäre Komponente hat, will man die Menschen hierzulande mitnehmen und begeistern. Wolfgang Schäuble hat in diesem Kontext ganz und gar nichts gegen ein starkes Deutschland, das eine führende, verantwortungsvolle Rolle in Europa übernimmt.

Dabei macht sein überzeugender wie aufrüttelnder Beitrag Mut zum gemeinsamen Aufbruch und zeigt, dass Wolfgang Schäuble nach wie vor eine gewichtige politische Stimme hat, die nicht ungehört verhallen sollte.

Der Autor

Wolfgang Schäuble, Jahrgang 1942, wurde in Freiburg geboren, er ist evangelisch, verheiratet und Vater von vier Kindern. Nach dem Abitur 1961 studierte er Rechts- und Wirtschaftswissenschaften zunächst in Freiburg, dann in Hamburg. Sein erstes juristisches Staatsexamen legte er 1966 ab, danach nahm er die Stelle eines Assistenten an der Universität Freiburg an, wo er zugleich „Beauftragter des Rektors für politische Bildung“ war.
Im Jahre 1970 folgte das zweite juristische Staatsexamen und ein Jahr später promovierte er über ein wirtschaftsrechtliches Thema. Danach arbeitete Schäuble in der Steuerverwaltung des Landes Baden-Württemberg. 1978 bis 1984 war er als Rechtsanwalt beim Landgericht Offenburg tätig.
Politischer Werdegang

  • 1961: Mitglied der Jungen Union (JU)
  • Seit 1965: Mitglied der CDU
  • 1969 – 1972: Bezirksvorsitzender der JU Südbaden
  • Ab 1972: Mitglied des Bundestages
  • 1975 – 1984: Mitglied der „Parlamentarischen Versammlung des Europarats“
  • 1976 – 1984: Vorsitz des Fachausschusses Sport der CDU
  • 1979 – 1982: Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft Europäische Grenzregionen“
  • Juni 1981 – November 1984: Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU Bundestagsfraktion
  • 1984 – 1989: Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben
  • 1989: Bundesminister des Inneren
  • 1991 – 2000: Vorsitzender der CDU/CSU Bundestagsfraktion
  • 7. November 1998 – 10. April 2000: Bundesvorsitzender und Präsidiumsmitglied der CDU Deutschland
  • 2002: Im Zuge des Bundestagswahlkampfs Mitglied im Kompetenzteam von Edmund Stoiber
  • Oktober 2002 – 2005: Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU
  • Bundestagsfraktion für Außen-, Sicherheits- und Europapolitik
  • 2005 – 2009: Bundesminister des Innern
  • 2009 – 2017: Bundesminister der Finanzen
  • Seit 2017: Präsident des Deutschen Bundestages

 

Nafeez M. Ahmed: Geheimsache 09/11

Osama bin Laden war mit seiner al-Qaida Terrororganisation Schuld an den Anschlägen am 11. September 2001, oder etwa nicht?

Der Buchautor ging genau dieser Frage nach. Dabei kam er zu der Auffassung, dass das Attentat von der US-Regierung, damals war George Bush Präsident, billigend in Kauf genommen wurde, damit deren geostrategisches Machtinteresse einfacher durchzusetzen war.

Es ist ja auch kein Geheimnis, dass US-Administrationen sehr wohl fundamentalistische Terrororganisationen unterstützen, um über diesen Umweg missliebige Regierungen schwächen zu können mit der Folge, die eigene Militärpräsenz in den verschiedensten Regionen dieser Welt auszuweiten.

„Geheimsache 09/11“ ist eine brillante Analyse auf der Grundlage von mehr als 700 Quellen. Dazu gehören Geheimdienstberichte, die internationale Presse und Aussagen von Politikern. Ahmed gelangt damit schließlich zu der Erkenntnis, dass die US-Regierung im Verein mit den Diensten NSA, FBI und CIA über ziemlich genaue geheimdienstliche Informationen über den geplanten Anschlag verfügte. Insofern hätten, wenn man nur gewollt hätte, die Anschläge auf das Pentagon und das World Trade Center verhindert werden können.

Wer ein Verbrechen aufklären will, fragt immer nach den Nutznießern, die ein Tatmotiv haben könnten. Der Nutznießer von 09/11 war eindeutig der strategisch-militärisch-industrielle Komplex der Vereinigten Staaten von Amerika, denn in der Folge dessen konnten die USA ihre Macht sehr leicht und in einer noch nie da gewesenen Weise erweitern.

China wurde mit neuen Stützpunkten umkreist, der Zugriff auf die großen Ölvorkommen am Kaspischen Meer ist den USA nun sicher.

Durchgesetzt hat sich eine knallharte Militärdoktrin, die jenen Ländern, die in den USA auch nur einen Funken an Misstrauen auslösen, ganz offen mit Präventivschlägen droht. Zudem wurden damals durch Bushs Justizminister John Ashcroft weitreichende Gesetzesänderungen unter der Bezeichnung „USA Patriotic Act“ im Schnellverfahren durchgewinkt, die zuvor völlig undenkbar gewesen waren.

Nafeez Ahmed weist all dies akribisch nach:

  • Beide, die USA und die UdSSR, sind dafür verantwortlich, dass Terrorismus, religiöser Extremismus und der Bürgerkrieg in Afghanistan seit Anfang der 1980er-Jahre immer schlimmere Formen angenommen haben.
  • Trotz des bekanntermaßen menschenverachtenden Regimes der Taliban haben die USA diese Gruppierung unterstützt.
  • Schon über ein Jahr vor den Anschlägen auf das World Trade Center begannen die USA ihre Kriegsvorbereitungen gegen Afghanistan.
  • Heute ist bekannt, dass die USA vor dem 11. September 2001 sehr wohl mehrere Möglichkeiten hatten, Osama bin Laden festzunehmen.
  • Saudi-Arabien hatte mutmaßliche al-Qaida-Terroristen finanziert, um diese in militärischen Einrichtungen der USA auszubilden.
  • Hochrangige Repräsentanten der Geheimdienste, des Militärs, der Polizei und der US-Regierung bekamen mehrere Warnungen hinsichtlich der bevorstehenden Anschläge des 11. September, was später frech verleugnet wurde.
  • Der US-Luftwaffe lagen damals schon klare Notfallpläne für Flugzeugentführungen vor. Nur durch gezielte Nichtbefolgung derselben war es überhaupt möglich, dass auch noch der zweite Turm des World Trade Centers sowie das Pentagon in dieser menschenverachtenden Weise angegriffen werden konnten.
  • Mahmoud Ahmed war einst der Kopf des pakistanischen Geheimdienstes ISI. Laut FBI hatte dieser an Mohamed Atta mindestens 100.000 $ gezahlt. Nachdem der Anschlag am 11. September 2001 erfolgt war, drängten die USA Ahmed zum Rücktritt von seinem Amt, um auf dieses Weise die Möglichkeit von Nachforschungen auszuhebeln.
  • Dass der pakistanische Geheimdienst ISI im Vorfeld der Anschläge mit im Bunde war, liegt auf der Hand, da al-Qaida allein logistisch zu einer genau abgestimmten, gleichzeitigen Entführung von vier Passagierflugzeugen gar nicht in der Lage war.
  • Osama bin Laden mit seiner al-Qaida nach den Anschlägen weiterhin ungestört herumwursteln zu lassen, war für die USA recht charmant, da so ein existierendes Feindbild stets effektiv von den sozialen Problemen innerhalb der USA ablenkt.

    Die Anschläge am 11. September 2001 wurden zuweilen mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor verglichen. Dazu sollte man wissen, dass die amerikanische Bevölkerung zuvor mehrheitlich die Beteiligung der USA am Zweiten Weltkrieg abgelehnt hatte. Alte Geheimdienstdokumente beweisen, dass der damalige US-Präsident Roosevelt sehr wohl über den bevorstehenden Angriff Bescheid wusste. Er opferte aber seine Soldaten gezielt für den Wechsel des Stimmungsbildes in den USA. Eine solche zynische Denkweise ist also nichts Neues in den USA.

Der Autor

Die Eltern des Engländers Nafeez M. Ahmed stammen aus Bangladesch. Er leitet das „Institute for Policy Research & Development“ in Brighton. Dieses Institut lässt sich am besten als unabhängiger, interdisziplinärer Think Tank beschreiben. Der Fokus der Arbeiten richtet sich dort auf Untersuchungen und Analysen zur Durchsetzung von Menschenrechten und zur Friedensförderung allgemein. Ahmed selbst arbeitete intensiv an der jüngeren Geschichte Afghanistans, wobei seine Veröffentlichungen darüber immer wieder von der California State University und der Harvard University empfohlen werden. Er lebt mit seiner Familie im südenglischen Brighton.

Pressestimme

Gore Vidal: „Das erschütterndste Buch mit der besten Analyse über 09/11, das ich bisher gelesen habe.“

Prof. Johan Galtung, University of Hawaii: „Ahmeds außergewöhnliches Buch bringt die Fakten, die sich hinter der vordergründigen Rhetorik verbergen.“

Prof. Arno Tausch, Universität Innsbruck (schrieb an den Autor): „Machtvoll, verstörend und hochinteressant. Ihre ausgezeichnete Untersuchung über den Hintergrund der Ereignisse um den 11. September sollte einem möglichst großen Publikum bekannt werden.“

Jean Ziegler: „Wie kommt der Hunger in die Welt?“

Es nimmt Bezug auf den Weltwirtschaftsgipfel in Okinawa (Japan). Durch Hunger sterben auf der Erde jeden Tag circa 100.000 Menschen. Das darf man mit Fug und Recht als Völkermord bezeichnen, eine Abhilfe zeichnet sich nicht ab.

Die zügellose Globalisierung und der unerträgliche Neoliberalismus der Finanzmärkte entlarven die Mächtigen dieser Welt dahingehend, dass ihr dummes Geschwätz von Gerechtigkeit, Solidarität und christlichen Werten pure Heuchelei ist.

Wie kann es sein, dass jedes Jahr Millionen Menschen an Hunger sterben, während andernorts gleichzeitig tonnenweise Nahrungsmittel vernichtet werden? Richtig, es sind die ehrlich gemeinten Fragen von Kindern, die Jean Ziegler zu seinem Buch veranlasst haben.

Tatsächlich könnte unser Planet um die zwölf Milliarden Menschen ernähren. Davon sind noch nicht einmal zwei Drittel erreicht, aber ein riesiger Anteil davon wird nicht satt.

Hunger ist kein Schicksal, sondern eine beabsichtigte Institution. Ziegler fordert unser radikales Umdenken. Er kritisiert die mörderische Diktatur des Finanzkapitals und den hemmungslosen globalen Kapitalismus.

Wir sind es unseren Kindern schuldig, dass ein Sechstel der Menschheit nicht einfach dem Untergang preisgegeben wird?

Der Autor

Jean Ziegler war bis 1999 Mitglied des Nationalrats im Schweizer Parlament und als Soziologieprofessor in Paris und Genf tätig. Seine Bestseller-Bücher haben international zu heftigen Diskussionen geführt. Bislang sind von ihm im Goldmann Taschenbuch und bei C. Bertelsmann erschienen:
– Gold von Maniema
– Die Barbaren kommen
– Die Lebenden und der Tod
– Die Schweiz, das Gold und die Toten
– Wie herrlich, Schweizer zu sein

Pressestimmen

Hans Koschnik: „Jean Ziegler ist ein engagierter Streiter gegen die Exzesse kapitalistischer Gewinnsucht, ein Aufklärer und Provokateur zugleich.“

Peter Scholl-Latour: Afrikanische Totenklage – Der Ausverkauf des schwarzen Kontinents

Es ist eine schonungslose Dokumentation und zugleich ein engagiertes Plädoyer, denn nahezu das gesamte Schwarz-Afrika droht in Chaos und Gewalt zu versinken: Hungersnot in Äthiopien, Völkermord in Ruanda oder Diamantenkrieg in Sierra Leone sind nur drei Beispiele der vielen traurigen Themen, um die es geht.

Der Vollblutjournalist Peter Scholl-Latour ist geradezu eine Reporterlegende. In seinem Buch untersucht er die Ursachen, beleuchtet soziale und kulturelle Hintergründe und nennt auch die Namen der Verantwortlichen. Gleichzeitig liefert er ein engagiertes Plädoyer ab, das sich gegen die beispiellose Gleichgültigkeit der Welt richtet.

Es ist gleichsam eine Bilanz seiner Reisen ins „Herz der Finsternis“. Verantwortlich für das große Scheitern Afrikas sind nach seiner Überzeugung die westlichen Industrienationen, weil diese nicht nur mit Desinteresse und Hilflosigkeit glänzen, sondern die afrikanischen Länder ihrer Rohstoffe berauben.

In seinem Fazit stellt Scholl-Latour fest, dass im Vergleich zur heutigen Situation rückblickend die ehemalige europäische Kolonisation geradezu eine „relativ humane Form“ der Fremdherrschaft war.

Das Buch enthält 30 Tafeln mit Fotos und Karten.

Pressestimmen

Die Tageszeitung (19.02.2002):

,,Ein ‚schreckliches Zeugnis des Ressentiments und der Selbstüberschätzung‘ stellt für Ulrike Herrmann das Afrika-Buch des journalistischen Urgesteins der Öffentlich-Rechtlichen, Peter Scholl-Latour, dar. Nach 50 Jahren Korrespondententätigkeit hat der Journalist seine Afrika-Erfahrungen zusammengefasst, aber in Wahrheit, so Herrmann, nur seine Ressentiments aufgefrischt. Fast alles findet Herrmann ärgerlich: Abenteuer würden eitel angedeutet, aber nie erzählt, die Menschen ausschließlich in rassistischen Kriterien erfasst (selbst Europäer), Frauen kämen nur als Sexobjekte vor, und Afrikaner bloß, wenn sie einen höheren gesellschaftlichen Rang bekleideten, als Slumbewohner oder einfache Bauern hätten sie keine Chance, in Scholl-Latours Berichten eine Rolle zu spielen. Denn in Wirklichkeit interessiere sich der Journalist überhaupt nicht für die Menschen und für den Kontinent auch nicht – der sei ihm eigentlich zuwider. Politisch wiederholt Scholl-Latour laut Herrmann eine einzige These: Die von den Supermächten USA und Frankreich, die im Krieg um Diamanten, Öl und Gold Stammesfehden anzetteln und Söldnerheere das Land verwüsten lassen. Ihr Fazit: ein einziges Ärgernis.“

Nachsatz

Diese überaus heftige Kritik sei uns ein Anlass, Scholl-Latours Standpunkt über journalistische Arbeit einmal selbst erläutern zu lassen. Dem liegt zwar ein Interview zugrunde, wir fassen hier lediglich sinngemäß Auszüge der Antworten von Peter Scholl-Latour zusammen, die zeigen, wie wichtig es ist, sein Buch selbst zu lesen.

„Bei den Privaten wurde über Programm nicht geredet“

Den Vorsitz des Programmbeirats führte Günther Müggenburg, Johannes Gross war sein Adlatus. Das war alles sehr amüsant, aber eigentlich hatten sie mit den Managern nicht viel zu tun. Mit Staunen erlebte ich da, dass es in den Sitzungen vorrangig um Quoten sowie die Zusammensetzung der Zuschauer ging. Das befremdete mich etwas.

Wenn ich einen Film im ZDF machte, vielleicht eine Dokumentation, die oftmals sogar recht spät platziert wurde, rief mich morgens ein erfreuter Redakteur an und nannte die Einschaltquote und die Reichweite. Als Fernsehdirektor konnte mir diese Art von Zustimmung durch das Publikum ziemlich egal sein. Ist doch war, dass sich die Zuschauer auch mal amüsieren möchten, daher gehörte Millowitsch natürlich ins Programm. Darüber hinaus haben wir moderne, elektronische Unterhaltung produziert, gewiss auch hin und wieder experimentiert.

Ich selbst habe fast nur CNN gesehen, weil ich zu jedem Ereignis auch stets die amerikanische Sichtweise erfahren wollte. Ohnehin finde ich, dass CNN immer über die besseren Bilder verfügte und deutsche Kommentare fand ich meistens ziemlich irrelevant.

„Tiefes Misstrauen gegenüber allen Bildern“

Im Golfkrieg wurde ja nur gemogelt, da gab es kein einziges authentisches Bild. Das ging bei der Ölverschmutzung los, zog sich weiter über die Brutkästen und schloss auch Militäreinsätze ein, die gar nicht stattfanden, da die Bilder Übungsmanöver zeigten. Die generalstabsmäßige Tötung irakischer Soldaten hat natürlich keiner gefilmt.

In Köln gab es mal die Ausstellung: „Bilder, die lügen“. Wer sie besucht hat, versteht, dass wir Bildern nicht vertrauen dürfen. Erinnern Sie sich noch an jene grünen Flackerbilder aus Afghanistan? Was da genau zu sehen war, hat uns doch nie jemand erklärt.

Mein Durchbruch im Fernsehen führe ich auf den Kongo zurück. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeitserklärung war ich in Marseille in See gestochen. Drei Wochen später erreichte ich Léopoldville gerade noch rechtzeitig, als die ganze Sache dort richtig losging.

„Die Wortwahl ist entscheidend“

Euronews bringt gern Bilder in dieser speziellen Form des „no comment“, aber das halte ich für Schwachsinn. Allerdings kann auch kaum noch jemand gute Texte machen. Meistens sind sie heute bei verarmter Sprache stilistisch erbärmlich. Gut gefällt mir in dieser Hinsicht Claus Kleber in Washington. Er formuliert ruhig, also ohne die übliche Hektik, da sitzt alles.

Der Abschiedsbrief des Terroristen Atta war eine Fälschung, ebenso der Aufruf zum Heiligen Krieg durch bin Laden, ausgerechnet in englischer Sprache. Wer einen Anschlag dieses Kalibers minutiös plant, lässt keinen derartigen Appell aus Versehen in einem angemieteten Auto liegen. Glauben Sie mir, es wird in der Tat schamlos gefälscht. Gewiss fallen auch die Amerikaner auf derartige Dinge rein. Kein Journalist kann so etwas nachprüfen.

Immerhin ist das, was von Osama bin Laden via El Dschasira verbreitet wurde, so gesendet worden, wie es die Beteiligten beabsichtigten, denn die CIA hatte da ihre Finger nicht drin. Ich kenne ja die Leute dieses Senders. Das sind keine Fundamentalisten, vielmehr junge Intellektuelle.

„Die Bilder der Taliban sind weniger manipuliert als jene der Amerikaner“

Ich habe mich immer wieder gefragt, was die in Kabul eigentlich bombardieren. Will man wirklich wieder zu einer sauberen Dokumentation zurückkehren, ist der Anspruch auf die objektive Wahrheit nicht unbedingt das oberste Ziel, aber das persönliche Erlebnis des Korrespondenten vor Ort ist durch nichts zu ersetzen.

 

 

Antony Beevor: Berlin 1945. Das Ende

Antony Beevor war auch der Autor des international erfolgreichen Buches „Stalingrad“, das Rudolf Augstein mit den Worten lobte, dass das Buch besonders aufregend ist im Vergleich zu allen anderen Werken, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Am 8. Mai 1945 unterschrieb General Keitel die bedingungslose deutsche Kapitulation. Zu diesem Zeitpunkt lag das „Tausendjährige Reich“ längst in Trümmern. Die letzten Wochen vor diesem Ereignis beschreibt Antony Beevor auf eine ganz faszinierende Weise.

Das war jene furchtbare Zeit, in der Berlin zunächst in Gewalt und totaler Verwüstung versinken musste, damit Deutschland endlich seine Stunde-Null erleben konnte.

Der Autor

Im Rahmen seiner fünfjährigen Offizierslaufbahn in der englischen Armee kam Antony Beevor unter anderem nach Deutschland. Nach seinem Austritt aus der Armee ging er zwei Jahre nach Paris. Dort schrieb er den ersten seiner vier Romane. Einen Namen machte er sich aber vor allem durch seine Sachbücher über Militärgeschichte. Im Jahre 1992 erhielt er den Runciman-Preis.

Tiziano Terzani: Briefe gegen den Krieg

Wer heute über Terrorismus spricht, denkt meistens erst mal darüber nach, wie man diesen ausmerzen kann, wenn es eben sein muss mit Gewalt.

Die „Achse des Bösen“ soll endgültig besiegt werden. Zu diesem Zweck stehen die militärischen Möglichkeiten der USA und ihrer Verbündeten immer wieder auf dem Prüfstand.

TizianoTerzani ist langjähriger Fernost-Korrespondent des „Spiegel“. Während der Monate, die auf den 11. September 2001 folgten, schrieb er viele Briefe aus Afghanistan, Pakistan und Indien, die eine ganz andere Ebene, und zwar jene jenseits der eher kurzsichtigen Tagespolitik, in den Fokus nehmen.

Es ist gleichsam sein Plädoyer dafür, dass der Westen verlieren wird, wenn für einen Sieg über den Terrorismus moralische Prinzipien des Rechtsstaats aufgegeben werden. Wir müssen immer für die Werte eintreten, die uns am Herzen liegen.

Der Autor

Tiziano Terzani wurde 1938 in Florenz geboren. Seine Ausbildung setzte er später in den USA fort. Asien kennt Terzani wie kaum ein anderer Journalist aus dem Westen. In der Zeit von 1972 bis 1997 war Terzani Asien-Korrespondent des SPIEGEL, zunächst in Singapur und Hongkong, später in Peking, Tokio und Bangkok.
Im Jahre 1995 übernahmen Kommunisten die Stadt Saigon in (Süd)Vietnam. Terzani wagte es dennoch, dort zu bleiben. Zuvor, im Jahre 1984, wurde er in China verhaftet, nachdem er bereits fünf Jahre dort gelebt hatte. Die Anklage lautete auf antirevolutionäre Aktivitäten. Daraufhin wurde er einen Monat lang „umerzogen“ und schließlich des Landes verwiesen. Nach jahrelangen Aufenthalten in Japan und Thailand verlegte Terzani im Jahre 1994 seinen Lebensschwerpunkt nach Indien, wo er noch heute lebt.

 

Jean Ziegler: Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Widersacher

C.Bertelsmann
Originaltitel: Les Nouveaux Maitres du Monde
Originalverlag: Librairie Arthème Fayard, Paris 2002
Übersetzer: Holger Fliessbach
Umfang: 320 Seiten
Ladenpreis: ca. € 22,90 [D] / € 23,60 [A] / sFr 38,60
ISBN: 3-570-00679-4
Erscheinungstermin: Februar 2003

Egmont R. Koch / Michael Wech: DECKNAME ARTISCHOCKE – Die geheimen Menschenversuche der CIA

FBI und CIA wissen mit Sicherheit schon längst, wer im Herbst 2001 fünf Menschen mit Milzbrandbriefen tötete und auf diese Weise die gesamten USA in Angst und Schrecken versetzte.

Damit war und ist ihnen auch klar, dass es nicht Bin-Laden war. Beide Dienste wollen es um jeden Preis verhindern, dass der wahre Täter ans Licht kommt und angeklagt wird. Dies würde nämlich bedeuten, dass ungeheuerliche Details öffentlich werden, die als „top secret“ eingestuft sind.

Es geht um Großversuche mit Viren, Bakterien, Ultra-Giften und Psychodrogen. Zu Testzwecken wurden ganze Städte wie San Francisco mit Keimen belastet. Schon seit den 1950er-Jahren machen Wissenschaftler im Auftrag der CIA Versuche mit chemischen und biologischen Substanzen und schrecken auch nicht vor quälenden und tödlichen Menschenversuchen zurück.

Vorbild war den Amerikanern dabei das perfide Geschehen in den Konzentrationslagern der Nazis. Umso einfacher gelang ihnen dies, weil sie sogleich nach dem Zweiten Weltkrieg Naziwissenschaftler mit entsprechend besonderer „Berufserfahrung“ dazu verpflichtet haben, ihren gewohnten Job nun im Dienste der CIA weiter zu optimieren.

Ein besonders geheimes Menschenversuchsprojekt wurde intern ganz offen und ehrlich als „tödliches Experiment“ bezeichnet und erhielt den Decknamen „Artischocke“. Unnötig hinzuzufügen, dass dieses Grauen natürlich wieder auf deutschem Boden stattfand.

Leiter dieser Versuchsreihen war der US-Chemiker Frank Olson. Das unendliche Maß an Grausamkeit ging sogar ihm über die Hutschnur, sodass er das Ganze eines Tages nicht mehr mittragen wollte. Plötzlich und unerwartet wurde daraufhin offiziell sein Selbstmord bekannt gegeben, doch den mutigen Journalisten Michael Wech und Egmont R. Koch ist es gelungen, einen Nachweis darüber zu führen, dass Frank Olson ermordet wurde.

So ganz nebenbei kamen dabei heikle Beweise darüber ans Tageslicht, dass die CIA nicht müde wurde, bis in die 1970er-Jahre hinein immer wieder mörderische Experimente an Menschen durchzuführen. Ihre Opfer waren Gefängnisinsassen, norwegische Waisenkinder, deutsche Kriegsgefangene sowie DDR-Übersiedler.

Eric Olson ist der Sohn von Frank Olsen. Er wagte es, die US-Presse über die Tätigkeiten seines Vaters offen zu informieren.

Das Buch zur ARD-Dokumentation vom 12.08.2002 (21.45 – 22.30 Uhr)

Die Autoren

Egmont R. Koch hatte 1978 den Öko-Bestseller „Seveso ist überall“ veröffentlicht und wurde dadurch sehr bekannt. Seit dieser Zeit produziert er investigative Fernsehdokumentationen, die oft mit Preisen ausgezeichnet wurden. Auch seine Bücher waren stets sehr erfolgreich und wurden in zwölf Sprachen übersetzt.

Michael Wech schreibt Texte für Fernsehdokumentationen (ARD, ZDF, 3 SAT, Arte) und arbeitet seit vielen Jahren eng mit Egmont R. Koch zusammen.

Günter Ogger: DIE EGO-AG – Überleben in der Betrüger-Wirtschaft

Nach allen Regeln der Kunst wird in unserem westlichen Wirtschaftssystem gelogen und betrogen. Jeder folgt nur noch der Devise: Nimm, was du kriegen kannst, und behalte, was du geben solltest.

Günter Ogger tut recht daran, sich darüber in immer anderen Facetten aufzuregen, so schrieb er zum Beispiel auch die Bestseller „Nieten in Nadelstreifen“, „Der Börsenschwindel“ oder „Das Kartell der Kassierer“, worin er den Lug und Trug in Politik und Wirtschaft wieder und wieder aufs Korn nimmt. Mit seinem Buch „Die Ego-AG“ räumt er schonungslos auf mit Korruption und Machtmissbrauch, wobei er wertvolle Tipps dazu gibt, wie sich jeder gegen die allgegenwärtigen Betrügereien wehren kann.

Wenn beispielsweise die Deutsche Telekom an ihre vielen Tausend Kunden fehlerhafte Rechnungen versendet, wobei der Fehler zugunsten des Unternehmens ausfällt, handelt es sich selbstverständlich nur um ein Versehen. Wenn die Euro-Umstellung zu nicht nachvollziehbaren Preisen führt, dann kann es sich dabei doch nur um einzelne „schwarze Schafe“ handeln. Wenn Vorstandsvorsitzende von Konzernen ihre unvorstellbaren Gehälter gleich um zweistellige Millionenbeträge aufbessern, während sie ihre Mitarbeiter zur Betriebskonsolidierung entlassen, ist das eine notwendige Anpassung der wettbewerbsfähigen Vergütungsstruktur.

Die Meldungen in den Medien über undurchsichtige Schmiergeldzahlungen, den undurchdringlichen Spendensumpf, Bilanzfälschungen, Machtmissbrauch und Mobbing reißen nicht ab. Deutschland ist längst zur Bananenrepublik verkommen. Es fängt schon im Kleinen an den Ladenkassen an, wenn der Barcode einen höheren Preis verwendet als am Supermarktregal angezeigt wurde, und geht bei der Hausbank weiter, wo den Sparern mit vermeintlich renditestarken Kapitalanlagen das Fell über die Ohren gezogen wird.

Günter Ogger führt uns unsere gnadenlose Ellenbogengesellschaft der Egoisten so richtig vor Augen. Dabei macht er als eine wesentliche Ursache den beispiellosen Börsenboom in den 1990er-Jahren aus, der in einem direkten Zusammenhang mit dem Turbokapitalismus der Globalisierung stand, in den nun auch Russland einbezogen wurde. Doch im März 2000 kam der Crash, ausgelöst insbesondere durch die Technologiewerte, die eine Blasenbildung vollzogen hatten.

Der Autor versäumt es nicht, auf die fatalen wirtschaftlichen Konsequenzen durch zerstörtes Vertrauen in den Geschäftspartner hinzuweisen. Abschließend stellt Günter Ogger fast provozierend die Frage, was wohl geschehen würde, wenn alle Bürger einfach den Spieß umdrehen würden und sich selbst so wie die vielen verlogenen und betrügenden Unternehmer verhalten würden. Jede Form von Werbung würde da ad absurdum geführt.

Der Stoff ist glänzend recherchiert und kurzweilig geschrieben. Viele gut passende Beispiele aus den Nachrichten tragen zu dieser entlarvenden Bestandsaufnahme zum Wirtschaftsgebaren in Deutschland überzeugende Argumente bei. Wer die perfiden Methoden und Machenschaften kennt, hat zumindest eine kleine Chance, ihnen manchmal zu entkommen.

Der Autor

Günter Ogger wurde 1941 geboren und gehört der Riege der bekanntesten deutschen Wirtschaftsjournalisten an. Viele Jahre war er Redakteur beim Wirtschaftsmagazin „Capital“. Die Ego-AG erreichte eine Auflage von mehr als 1,2 Millionen Exemplaren. Auf seine anderen bemerkenswerten Werke wurden bereits oben im Einführungstext hingewiesen.

Kurt G. Blüchel: Heilen verboten – töten erlaubt. Die organisierte Kriminalität im Gesundheitswesen

Es geht mal wieder um sehr viel Geld, denn allein im Jahr 2002 setzte die deutsche Krankheitsindustrie ungefähr 300 Milliarden Euro um. Das waren damals 12,5 Prozent unseres Bruttosozialprodukts. Doch es gab und gibt einen riesigen Reformstau, den das ganze Konzert aus Politikern, Ärzten, Pharmaherstellern und Krankenkassen jedes Jahr wieder geflissentlich verschläft, weil bestimmte Interessen es so wollen.

Die Qualität der Arztausbildung ist in Deutschland beschämend, ausländische Spitzenforscher werden nicht motiviert, hier zu arbeiten, ständig kommen neue Fälschungs- und Abrechnungsskandale ans Tageslicht, unsere klinische Forschung liegt praktisch brach, die Gesundheit der deutschen Bevölkerung ist vergleichsweise eine einzige Katastrophe und dennoch ist die Kostenexplosion in unserem Gesundheitssystem nicht zu stoppen. All das wird seit so vielen Jahren ignoriert und heruntergespielt, gebilligt und vertuscht.

Gegen Ende der 1970er-Jahre gab es in Deutschland 65.000 niedergelassene Ärzte, das waren damals eigentlich schon genug. Heute (2003) bieten fast 130.000 Ärzte in ihren Praxen ihre Dienste an, obwohl die Bevölkerung nicht einmal 30 Prozent gewachsen ist.

Jedes Jahr kommen bis zu 5.000 junge Ärzte hinzu und unsere Bevölkerungszahl ist inzwischen sogar etwas rückläufig. Was daraus folgt, liegt auf der Hand: Die Ärzte sind geradezu dazu gezwungen, an ihren Patienten immer mehr sinnlose Untersuchungen vorzunehmen, um auf diese Weise auch ihre Geräte zu amortisieren. In der Folge steigen unsere Krankenkassenbeiträge ins Unermessliche.

Es ist kein Zufall, dass deutsche Ärzte kriminelle Energien entwickeln, um wirtschaftlich überhaupt überleben zu können. Im Deutschen Ärzteblatt äußerte sich ein renommierter Mediziner mit der Aussage, dass der Wettbewerb die Erschließung neuer Märkte erzwingt. Es bestehe in der Tat das Ziel, alle Gesunden in Kranke zu verwandeln. So kommt es, dass fast 80 Prozent der Diagnosen niedergelassener Ärzte entweder überflüssig oder sogar bewusst falsch sind.

Ärztliche Diagnose- und Therapiefehler sind in der Konsequenz die häufigsten Krankheits- und Todesursachen. Vier von insgesamt acht Millionen Operationen pro Jahr sind zwar völlig überflüssig, werden aber durchgeführt, weil die Krankenhäuser das Geld brauchen. Die Chefärzte sind angewiesen, ein bestimmtes OP-Soll zu erbringen, da ist Kreativität gefragt.

Jedes Jahr werden mehr als zwei Millionen ältere Menschen ins Krankenhaus eingewiesen, weil sie unter lebensbedrohlichen Nebenwirkungen von meistens überflüssigen oder unpassenden Medikamenten leiden. Die Ärzte züchten sich ihre „ewigen Patienten“ selbst heran, damit ihr Geldtopf weiterkocht, so in etwa äußerte sich ein Kölner Ärzteverbandsführer. Jene Korrelation, dass dort, wo besonders viele Ärzte praktizieren, die Todesraten am höchsten sind, ist wahrlich kein Zufall.

Was wir brauchen, ist ein Straftatbestand, der diese Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die tag täglich in Deutschland stattfinden, endlich justiziabel machen. Für Geld tun Ärzte alles, das war übrigens schon immer so. Grund genug für Kurt G. Blüchel, in seinem Buch auf diese Punkte einzugehen:

  • Deutsche Ärzte züchten sich bewusst „ewige Patienten“ heran.
  • Ärztepfusch ist in Deutschland Todesursache Nr. 1 vor Herzinfarkt und Krebs.
  • Es ist der feine Eid des Hippokrates, der Rechtsstaatlichkeit im Medizinbetrieb ad absurdum führt.
  • Studien an Tieren sind kontraproduktiv für den medizinischen Fortschritt.
  • Kurt G. Blüchel fordert die Justiz zum Handeln auf, um den Menschenrechtsverletzungen im deutschen Medizinbetrieb endlich etwas entgegenstellen zu können.
  • Jede bundesdeutsche Regierung hat sich durchgehend seit der NS-Diktatur von der Ärzteschaft erpressen lassen.
  • Deutschland hält den traurigen Rekord, weltweit als die größte „Fälscherwerkstatt“ auf dem Feld der medizinischen Forschung zu gelten.
  • Immer dort, wo es viele Ärzte gibt, wird besonders viel gestorben, sehr merkwürdig.
  • Es braucht wohl einen massiven Aufstand der Patienten, um das deutsche Gesundheitssystem in ihrem Sinne zu reformieren.

Der Autor

Kurt G. Blüchel war 15 Jahre lang als Medizinjournalist zum Beispiel in der Pharmaindustrie oder in Ärzteverbänden unterwegs. Im Ergebnis verfasste er mehrere gesellschaftskritische Bücher wie zum Beispiel „Die weißen Magier“. In seinem Werk „Heilen verboten – Töten erlaubt“ prangert er schonungslos die organisierte Kriminalität unseres Gesundheitswesens an und bezeichnet brisante Fakten und deren Ursachen, die zum Kollaps unseres Gesundheitswesens früher oder später führen müssen.

 

Dazu passt gewiss dieses Zitat von Joseph Pulitzer:

Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht von Geheimhaltung lebt. Bringt diese Heimlichkeiten ans Tageslicht, beschreibt sie, macht sie vor aller Augen lächerlich, und früher oder später wird die öffentliche Meinung sie hinwegfegen. Bekannt machen allein genügt vielleicht nicht – aber es ist das einzige Mittel, ohne das alle anderen versagen.

Jean Ziegler: Das Imperium der Schande. Der Kampf gegen Armut und Unterdrückung

Mit der Aufklärung kamen Hoffnungen auf die Vervollkommnung des Menschengeschlechts auf, denn erstmals traten Institutionen auf den Plan, die das universelle Recht auf Glück proklamierten und sich für dessen Umsetzung in der Gesellschaft einsetzten. Es sollte allerdings noch mehr als 200 Jahre dauern, bis die Menschen endlich über die dafür erforderlichen Mittel verfügen, diese gute Idee zu realisieren, und zwar auf der ganzen Welt.

Schaut man sich aber heute in der Welt um, stellt man ernüchtert fest, dass Hunger, Elend und organisierter Mangel sowie Ungerechtigkeit immer mehr zunehmen. Die berühmte Schere zwischen Arm und Reich strebt noch weiter auseinander, sogar ganze Staaten stecken in einem Teufelskreis aus Armut und Überschuldung.

Die Weltordnung wird nicht von Staatenbündnissen, sondern von global agierenden Konzernen bestimmt, das Handeln kosmokratischer Regenten wird allein durch eine völlig rücksichtslose Gewinnmaximierung bestimmt, um schließlich ein Imperium der Schande zu errichten.
Jean Ziegler stellt in seinem lesenswerten Buch die folgenden Fragen:

  • Wer waren die Menschen, die einst das Recht auf Glück realisieren wollten?
  • Wie und warum kam es zu dieser offensichtlichen Refeudalisierung?
  • Wer sind die Schuldigen und wie gehen diese überhaupt dabei vor?
  • Warum sind große Institutionen wie die UNO so wehrlos dagegen?

In seinem Bemühen, dem Leser plausible Antworten auf diese Fragen zu präsentieren, liefert Jean Ziegler wichtige Informationen und Hintergründe über die ökonomischen, sozialen und politischen Machtverhältnisse in der sogenannten Dritten Welt und geht dem perfiden Unterdrückungssystem aus Hunger und Schulden auf den Grund. Dabei bezeichnet er ungeschönt die Profiteure und Urheber des Elends. Mit Zynismus, Erpressung und Spionage erzwingen sie die Verwirklichung ihrer Ziele, ohne eine Spur von Konsequenzen seitens der Völkergemeinschaft befürchten zu müssen.

Jean Ziegler ist seit vielen Jahren tätig für die UNO. So verfügt er über reichhaltiges Insiderwissen und verrät unverblümt vertrauliche Details über den leider immer weiter voranschreitenden Verfall der Instanz. An den Beispielen Brasilien und Äthiopien zeigt Ziegler, wie die globale Refeudalisierung ganze Staaten zerstört, was Lula da Silva, der ehemalige Präsident Brasiliens, so nicht länger hinnehmen wollte.

Die für reiche Länder unbequemen Wahrheiten, die Jean Ziegler in seinem Buch schonungslos offenlegt, stützt er belastbar auf statistische Befunde, theoretische Analysen, aber auch auf eigene Erlebnisse, die ihm zuweilen die eine oder andere polemische Zuspitzung entlocken.
Seine Erklärungen sind konstruktiv, da er zudem Möglichkeiten aufzeigt, wie ein Land solch einen Teufelskreis nachhaltig durchbrechen könnte. In diesem Zuge ruft Ziegler zu einer Art solidarischen Verbrüderung auf, an deren Anfang ein entschlossener Aufstand stehen muss. Damit kommt Jean Ziegler einmal mehr seinem Naturell als provokanter, unbequemer Mahner nach.

Der Autor

Jean Ziegler wurde 1934 in Thun (Schweiz) geboren. Bis 2002 lehrte er Soziologie an der Universität Genf. An der Pariser Sorbonne war er ständiger Gastprofessor. Zudem war Ziegler UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Als junger Mann war Ziegler mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir befreundet, die ihn sehr prägten. Ebenfalls einen starken Eindruck hinterließ sein zweijähriger Afrika-Aufenthalt als UN-Experte gleich nach der Ermordung von Patrice Lumumba. Jean Ziegler war zudem bis 1999 Nationalrat des Parlaments der Schweizer Eidgenossenschaft. Seine Veröffentlichungen „Die Schweiz, das Gold und die Toten“ sowie „Die Schweiz wäscht weißer“ haben herbe Kontroversen ausgelöst, die ihm zwar internationales Ansehen einbrachten, aber in der Schweiz geradezu zum „Nestbeschmutzer“ machten. „Die neuen Herrscher der Welt“ war gegen die Globalisierung gerichtet und seine letzte Publikation, die zum Weltbestseller wurde.

Pressestimmen

Die neuen Herrscher der Welt – „Ein flammendes Plädoyer für Gerechtigkeit. Strittig. Provokativ. Lesenswert.“ (Stuttgarter Nachrichten)
„Der Schweizer Soziologe Jean Ziegler greift die Beutejäger des globalisierten Kapitals scharf an – und ruft zu einer weltweiten Gegenbewegung von unten auf.“ (taz)

Richard Heinberg: Öl-Ende: „The Party’s Over“ – Die Zukunft der industrialisierten Welt ohne Öl

Wann es auf dieser Welt für unsere Gesellschaften nicht mehr genügend Erdöl gibt, diese Frage lässt sich mitnichten eindeutig beantworten. Die „International Energy Agency, Paris“ war diesbezüglich mal ziemlich pessimistisch und rechnete schon für das Jahr 2015 mit massiven Versorgungsproblemen.

Unabhängige Geologen gehen davon aus, dass sich die Ölförderungen ab 2026 verknappen könnten, und die US-Regierung setzt ganz selbstbewusst auf ihre Fracking-Industrie und frohlockt mit einem Zeitraum von mehr als 5.000 Jahren. Gemäß den Recherchen von Richard Heinberg fällt der Höhepunkt der Ölförderung irgendwo in das Zeitfenster 2008 bis 2012.

In den letzten 100 Jahren ist der Ölverbrauch weltweit jedes Jahr durchschnittlich um zwei Prozent gestiegen. Diese Zunahme der Ölnachfrage scheint auch in den vor uns liegenden Jahrzehnten realistisch zu sein, was bedeutet, dass die Schere zwischen Angebot und Nachfrage unwiderruflich immer weiter auseinander klaffen wird.

Die Art und Weise, wie zuverlässig sich eine Gesellschaft auch in Zukunft mit Energie versorgen kann, ist für ihre Entwicklung ein ganz entscheidender Faktor. Der Aufstieg der Supermächte, im 19. Jahrhundert war dies Großbritannien gefolgt von den USA im 20. Jahrhundert, war eng an deren Zugriff auf billige Energie gekoppelt.

Die Niedergänge von Hochkulturen wie das Römische Reich oder die Harappa-Kultur (Indus-Region, 2800 – 1800 v. Chr.) hatten viel damit zu tun, dass es ihnen an verfügbarer Energie mangelte. Genau darauf legt Richard Heinberg mit seinem historischen Abriss über das Thema „Energienutzung“ einen besonderen Fokus.

Allein, dieses schmerzhafte Thema wird von unserer Gesellschaft geradezu tabuisiert. Unabhängige Forscher, die uns einleuchtend vorrechnen, wie lange uns unsere Ölvorräte noch reichen werden, werden oft genug der Schwarzmalerei oder gar der Wichtigtuerei bezichtigt. Aber wie dem auch sei, das „Erdölzeitalter“ geht unwiderruflich seinem Ende entgegen. Was uns darüber hinaus klar sein sollte: Eine noch massivere Förderung der regenerativen Energien wird den immer weiter zunehmenden Energiehunger des sich total industrialisierenden Erdballs nicht decken.

Das Versiegen der Ölquellen hätte beträchtliche Auswirkungen. Da wäre zum Beispiel unsere hochgradige Mobilität, die insbesondere die US-Amerikaner in ihren Bann gezogen hat. Die angestrebte Welt ohne Hunger könnte niemals nur annähernd erreicht werden, da nahezu alle handelsüblichen Düngemittel auf Basis der Petrochemie hergestellt werden.

Und die Ölkrisen, die wir ja schon erleben durften, haben uns die Rezession vor Augen geführt, die stark ansteigende Energiepreise gerade für die Finanzmärkte mit sich bringen. George Bush ist nur einer der prominenten Männer des „Big Oil“, die Bescheid wissen über den geopolitischen Kampf ums Öl, der uns allen bevorsteht.

Der Buchautor plädiert für einen schrittweisen Übergang hin zu einer bewusst vernetzten und Ressourcen schonenden Bereitstellung aller Energieformen, die uns zur Verfügung stehen. Damit einhergehen muss unbedingt ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum, auf das sich sowohl die Industrieländer als auch die Gesellschaften der sogenannten „Emerging Markets“ einlassen müssten.

Wenn wir es nicht schaffen, genau dafür einvernehmlich politische Lösungen zu finden, steht uns sehr wahrscheinlich eine lange Phase kriegerischer Auseinandersetzungen bevor, die uns alle weit zurückwerfen wird. Andererseits haben wir jetzt die Chance, dass bald alle Völker auf einem ähnlichen Wohlstandsniveau leben können.

Auf Basis gesicherter Fakten bietet Heinberg in seinem Buch spannende und gut nachvollziehbare Informationen zum Ende des Erdölzeitalters. Diese Buchausgabe enthält wertvolle Ergänzungen von Experten der Ludwig-Bölkow-Systemforschung mit Blick auf die Entwicklung des Energieverbrauchs in Deutschland, unserer Abhängigkeit vom Erdöl und die Möglichkeiten, Erdöl zu ersetzen.

Der Autor

Richard Heinberg ist Sachbuchautor, Journalist und Musiker und hat schon vier Bücher über Energiewirtschaft und kulturellen Wandel publiziert, darunter „Cloning the Buddha: The Moral Impact of Biotechnology“. Heinberg hat mehrere Auszeichnungen erhalten. Er doziert am „Santa Rosa College“ in Kalifornien über Ökologie, Kultur und nachhaltige Kommunen.

James Bamford – NSA: Die Anatomie des mächtigsten Geheimdienstes der Welt

James Bamfords Bericht über den großen Lauschangriff durch die NSA ist investigativer Journalismus par excellence. „Never say anything“ ist in der Tat eine treffende Erklärung dieser drei Buchstaben, die eigentlich „National Security Agency“ bedeuten sollen und den technischen Geheimdienst der USA meinen.

Ihren Mitarbeitern am NSA-Hauptsitz in Fort Meade/Maryland werden jeden Monat neu die drakonischen Strafen für Hochverrat vorgelesen. Die nur für sie hergestellten Zeitungen enthalten stets den Hinweis, dass diese gleich nach dem Lesen vernichtet werden müssen. Dennoch wagte es James Bamford, nun schon ein zweites umfangreiches Werk über eine Welt zu veröffentlichen, die sich unbedingt total nach außen abschotten will.

Fast 20 Jahre waren bis zu diesem Buch seit seinem Bestseller „The Puzzle Palace“ vergangen (deutscher Titel „NSA – Amerikas geheimster Nachrichtendienst“, 1986), doch nun musste der NSA-Chef General Hayden wieder peinliche Enthüllungen befürchten.

Oft reicht schon ein verdächtiges Wort am Telefon, im Fax, in der E-Mail, um sich in jenem Spinnennetz zu verfangen, die Terrorismus, die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen (Proliferation) oder wirtschaftlich interessante Neuentwicklungen anderer Länder auskundschaftet. 1994 hatte die NSA zum Beispiel Telefonate zu einem Milliardendeal zwischen brasilianischen Regierungsvertretern und der französischen Firma Thomson-CSF abgehört. Die NSA erwartete hier Schmiergeldzahlungen durch die Franzosen und ließen den Deal platzen. Den Zuschlag bekam schließlich das amerikanische Unternehmen „Raytheon Corporation“, so ein Pech aber auch.

Ein Jahr später spitzte die NSA die Ohren bei der Kommunikation zwischen der saudi-arabischen Fluggesellschaft, dem europäischen Airbus-Konsortium und der saudischen Regierung. Wieder ging es um Bestechung, dieses Mal durch die Airbus-Manager. Washingtons Druck auf Riad führte dazu, dass Boeing und McDonnell Douglas den Zuschlag plus einen Auftrag mit einem Volumen von 6 Milliarden Dollar erhielten, gute Arbeit wieder einmal.

Als technisches Mittel für die Abhörtätigkeiten dienen der NSA gigantische Antennen und Satellitenanlagen. Würde man die Krake NSA als Unternehmen betrachten, so Bamford, würde sie in Geld, Betriebsfläche und Belegschaftsgröße zu den ersten 10 Prozent in der Fortune-500-Tabelle gehören. Allein für die Flugreisen ihrer Mitarbeiter gab die NSA 1995 über 9,4 Millionen Dollar aus.

Zunächst geht Bamford auf die Gründung des geheimen „Signal Intelligence Service“ im Jahre 1930 ein, das war eine Art Vorläufer der NSA. Damals ging es unter anderem um das Abhören von Informationen im Korea-Krieg. Während der Suez-Krise 1956 konnte diese Einrichtung aber die französischen und britischen Codes nicht knacken. Über der Sowjetunion war der Pilot Gary Powers abgeschossen worden, was es zu enträtseln galt, und die Invasion in der Schweinebucht stand auch auf deren Programm. Der Kalte Krieg machte selbst vor dem Nordpol nicht halt. Am Ende der 1950er-Jahre spionierten beide Supermächte sogar mithilfe getarnter Wissenschaftler auf treibenden Eisschollen.

Darüber hinaus verfügte die NSA über Spionageschiffe. Die USS Liberty und eine Herkules C-130 waren während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 damit beschäftigt, sämtliche Funksprüche mitzuhören, immerhin war Washington von Israel über die wahren Kriegsziele nicht unterrichtet worden. Bamford dokumentiert in seinem Buch auch, dass indische UN-Blauhelme mit ihrer gehissten Flagge auf ihrem Weg nach Gaza bewusst von israelischen Panzern beschossen wurden. Überlebende wurden zudem enthauptet.

Israel hatte sehr viele ägyptische Kriegsgefangene gemacht, doch keine Kapazitäten, diese unterzubringen oder gar zu bewachen. Kurzerhand mussten die Gefangenen eine Grube ausheben, um sie unmittelbar danach zu erschießen. Ungefähr 1000 Gefangene wurden so gemein durch israelische Soldaten auf dem Sinai ermordet. Es war kein Geringerer als Ariel Scharon, der jenes Gebiet dieses Massakers besetzt hatte.

Israel war ganz und gar nicht amüsiert über die Abhöraktionen der Amerikaner. So wurde der Befehl zum Angriff des amerikanischen Schiffs erteilt. Dies erledigten ohne jegliche Vorwarnung 15 israelische Düsenjäger, die selbst vor dem Einsatz von Napalm nicht zurückschreckten. Israelische Torpedoboote gaben dem schwerbeschädigten Schiff den Rest und zerstörten auch die wenigen Rettungsflöße, damit kein einziger Zeuge des Mordens übrig blieb.

Bamford berichtet über diese geheime Angelegenheit schonungslos und konstatiert, dass Hunderte hoher israelischer Offiziere faktisch Kriegsverbrecher sind. Da die Funksprüche tatsächlich aufgefangen wurden, führt Bamford den Nachweis, dass die Aussage Israels, die USS Liberty für ein feindliches ägyptisches Schiff gehalten zu haben, eine bewusste Lüge war. Die NSA selbst gab diese Dokumente bis heute nicht frei, warum eigentlich nicht?

Der Autor

James Bamford wurde am 24.09.1946 in Atlantic City, New Jersey geboren. Er schreibt als Journalist für mehrere renommierte Zeitungen, zum Beispiel The New York Times, Los Angeles Times oder The Washington Post. Er ist der Autor von mehreren Bestsellern, die über Nachrichtendienste der USA berichteten. Außerdem war Bamford Produzent der ABC World News sowie jahrelang Gastdozent an der „University of California“ in Berkeley.